K o n z e r t
Christoforus ist ein 1880 vollendetes Oratorium für Soli, Chor und Orchester von Josef Rheinberger, das die Legende um den Heiligen Christophorus zum Inhalt hat. Der Text stammt von Rheinbergers Ehefrau Franziska (Fanny) von Hoffnaaß. Der Komponist widmete das Werk Prinzessin Maria Theresia von Bayern.
Da der Heilige Christophorus als Schutzpatron der Reisenden verehrt wird, ist es nicht verwunderlich, dass sich vor allem entlang gefährlicher Reiserouten, wie etwa Gebirgspässen, zahlreiche ihm gewidmete Kapellen und künstlerische Darstellungen finden. Auf einer Reise über den Arlberg sah das Ehepaar Rheinberger diese Werke und hörte die Geschichte von Heinrich Findelkind, der im 14. Jahrhundert zahlreiche Reisende vor dem Tod in den Bergen bewahrt und die Bruderschaft St. Christoph sowie das Hospiz St. Christoph am Arlberg gegründet hatte. Am Ende dieser Reise beschloss Fanny: „Und als es wieder thalwärts ging / Stand eines fest: nicht in den Tod zu gehn / Bevor ein Denkmal dieser Fahrt gesetzt / Im Lied von der Barmherzigkeit / Sanct Christoph beim Hospiz geweiht.“
Unter dem Eindruck der Reise dichtete sie das vor allem in gereimten, jambischen Versen gehaltene Libretto zum Christoforus. Dabei verarbeitete sie nicht nur die eigentliche Christophorus-Legende, sondern auch ihre Eindrücke von der Gebirgslandschaft der Alpen.
Der Christoforus trug wesentlich zum Ruf Rheinbergers als eines der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit bei. Hermann Kretzschmar zählte vor allem die Szene Satanas ziehet zur Jagd zum „Schönsten und Reichsten, was das 19. Jahrhundert auf dem Gebiet des geistlichen Oratoriums aufweisen kann“.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Werk bereits etwa 150 Mal aufgeführt worden, vor allem im gesamten deutschsprachigen Raum, aber auch in Paris, London und den USA. Nach einer schlechten Kritik anlässlich einer Aufführung in München durch die Musikalische Akademie im Jahre 1901 und dem kurz darauf folgenden Tod des Komponisten geriet das Werk jedoch weitgehend in Vergessenheit – ein Schicksal, das zu dieser Zeit allerdings auch zahlreiche andere Oratorien des 19. Jahrhunderts traf.
